home-respect

Die Kraft
des Sports.

Über Sport einen Weg zurück ins Leben finden

Die Invictus Games zeigen auf einmalige Weise, wie positiv sich Sport auf den Körper und die Psyche auswirken kann und deshalb als Teil eines ganzheitlichen Rehabilitationskonzepts eingesetzt wird.

Die Kraft des Sports

Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer der Invictus Games haben eines gemeinsam: Sie haben eine körperliche Verletzung, eine seelische Verletzung oder beides erlitten. Das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr betreut verletzte Soldatinnen und Soldaten des Team Germany sowie ihre Familien mit einem ganzheitlichen Ansatz auf dem Weg zurück ins Leben. Eine der nicht-medizinischen Maßnahmen: Die Sporttherapie in der Sportschule der Bundeswehr, in deren Rahmen die Teilnahme an den Invictus Games einen Meilenstein für die Betroffenen markieren kann.

Wird Sport medizinisch indiziert als therapeutische Intervention eingesetzt, ist das vergleichbar mit einem Medikament, das zugleich auf Emotion, Kognition und den Trainingszustand eines Menschen einwirkt. Ob dies positive Auswirkungen oder Risiken birgt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren und Einflüssen, vor allem aber der Zielsetzung ab.

Die positiven Effekte der Sporttherapie und die Erfahrungen der Stärkung des Selbst – hinsichtlich Wert, Wirksamkeit, Bild und Vertrauen ¬– der Motivation und der wiederentdeckten Fähigkeit, eigene Ziele zu erreichen sollen die zu Rehabilitierenden auf den Dienst, die Familie und andere Lebensbereiche übertragen (Transfer).

Quelle: Joern Pollex/Getty Images for Invictus Games The Hague 2020

Gesundheit fördern, Teilhabe ermöglichen

Die individuellen, ganzheitlichen Therapieansätze der Bundeswehr helfen Betroffenen, neue Perspektiven zu finden. Sie sind ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben und die Teilhabe am Dienst.

Das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr

Das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr ist die zentrale Untersuchungs-, Beratungs-, Behandlungs- und Ausbildungsstelle für Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation. Unter einem Dach vereinen sich durch vier Facharztabteilungen die Möglichkeit einer fachübergreifenden sportmedizinischen Diagnostik sowie Therapie.

Um das ursachenunabhängige Recht auf die bestmögliche Teilhabe umzusetzen, entwickelten die Spezialistinnen und Spezialisten des Zentrums mit dem Sozialdienst der Bundeswehr ein fachübergreifendes, individuell zugeschnittenes Reha-Konzept: Die dienstlich orientierte medizinische Rehabilitation der Bundeswehr. Dazu gehören Orthopädie, Allgemeinmedizin, Psychotherapie, Ernährungs- und Stressmedizin, komplexe Hilfsmittelversorgungen und eine sozialdienstliche Betreuung durch regelmäßige multiprofessionelle ambulante und teilstationäre Interventionen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die erlittenen Beeinträchtigungen im Einsatz, im Dienst oder privat verursacht wurden (inklusiver Ansatz). So kommt es, dass im Rahmen der teilstationären Intensiv-Reha Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten Auslösern und Beeinträchtigungen betreut werden, die letztlich eines gemeinsam haben: Der drohende Verlust der Dienstfähigkeit und den Willen und die Fähigkeit, sich in ein neues Leben zurückzukämpfen.

Die Sportschule der Bundeswehr

Zu den sportmedizinischen Maßnahmen kommen sporttherapeutische Trainings, die auf Indikation des Zentrums für Sportmedizin hin an der Sportschule der Bundeswehr werden. Sie unterstützt mit ihren nicht-medizinischen rehabilitativen Maßnahmen die Verbesserung der mentalen, körperlichen und sozialen Kompetenzen der betroffenen Soldatinnen und Soldaten. Sie ist zudem die zentrale Ausbildungsstätte der Bundeswehr im Bereich der körperlichen Leistungsfähigkeit. Das Team Germany wurde durch die Sportschule zusammengestellt und bereitet sich dort in Trainingslagern auf die Invictus Games vor.

Quelle: Bundeswehr/Andreas Schindler

Wieder in Bewegung kommen

Sport und Sporttherapie spielen nicht nur bei der Rehabilitation von körperlichen Verletzungen eine Rolle, sondern auch bei psychiatrischen Erkrankungen wie z.B. einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Denn Psyche und Körper funktionieren und leiden immer gemeinsam.

Bei den sporttherapeutischen Trainings geht es deshalb nicht nur um körperliche Reaktivierung: Die Betroffenen lernen, das Training zu verstehen, es selbstständig durchzuführen, realistische sportliche Ziele zu erarbeiten, diese zu verfolgen sowie ihre wiedererlangten Fähigkeiten in den Alltag und den Dienst zu übertragen. Die emotionale Starre (Numbing), die oft Teil des Krankheitsbildes einer PTBS ist, wird durch Freude, aber auch erlebte Niederlagen reaktiviert. Das soziale Miteinander wird gefördert, Regeln werden gesetzt und eingehalten.

Bewegung und Sport haben vielfältige Effekte auf Körper und Psyche:

• Emotionales Gleichgewicht wiederherstellen
• Selbstwirksamkeit erleben
• Selbstvertrauen aufbauen und stärken
• Lebensqualität wiedererlangen und/oder verbessern
• Neue Motivation finden
• Körperliche Gesundheit und Belastbarkeit fördern

Ein ganzheitlicher Ansatz ist dabei zentral für die Behandlung und Rehabilitation von an Körper und Seele verletzten Soldatinnen und Soldaten. Am Ende der Rehabilitation soll die erfolgte Rückkehr in den Dienst und in einen selbstbestimmten Alltag stehen. Dabei werden auch die Risiken des Sports berücksichtigt und das Training dient nicht zum Selbstzweck. Den Weg gegangen zu sein und ihn weiterzugehen, stellt die eigentliche Medaille für das deutsche Team im Rahmen der Invictus Games dar.

Gespräche und Sport als zentrale Bausteine der Rehabilitation

Die Gruppe Sporttherapie ist Teil eines ganzheitlichen, individuell zugeschnittenen Rehabilitationskonzepts, zu dem neben dem Sport auch eine psychologische Betreuung gehört.

Sporttherapeutinnen und Sporttherapeuten erstellen einen individuellen Trainingsplan für Ausdauer, Kraft und Regeneration. Der sporttherapeutische Einstiegslehrgang dauert zwei Wochen und findet mit höchstens sechs Personen statt. Im Fokus stehen Kondition, Beweglichkeit, Koordination und Kraft. Im Folgelehrgang betreiben Gruppen von bis zu 15 Personen auch team- und erlebnisorientierte Sportarten. In beiden Lehrgängen steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern die grundsätzliche Verbesserung des Herz-Kreislauf-Systems, des Haltungs- und Bewegungsapparats sowie der mentalen Gesundheit.

Begleitet werden die Trainingseinheiten von Psychologinnen und Psychologen. In Beratungsgesprächen schätzen sie die Entwicklung der Soldatinnen und Soldaten ein, bestärken sie in ihren Fortschritten und unterstützen bei Krisen. Ziel ist es, die Herausforderungen des Alltags wieder bewältigen zu können. Die Erfolge aus dem Lehrgang sollen dann in den Alltag mitgenommen werden, um auch diesen erfolgreich zu meistern.

Von Ziel zu Ziel

Die Sporttherapie an der Sportschule ist jeweils ein Baustein eines unterschiedlich langen Rehabilitationswegs, der aus Meilensteinen oder auch Teilhabe-Zielen besteht. Diese werden von Fachleuten und der betroffenen Person als Hauptziel mit Zwischenzielen festgelegt, die immer wieder auf ihre Erfüllbarkeit und Umsetzung geprüft werden.

Die jeweils mit dem Zentrum für Sportmedizin gemeinsam gesetzten Ziele umfassen dabei sowohl sportliche als auch psychologische Aspekte. Beides können Tages-, Wochen- und Monatsziele sein – angepasst an die individuelle Verfassung und den Stand der Rehabilitation der betroffenen Soldatinnen und Soldaten.

Quelle: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Der Meilenstein Invictus Games

Eines der Ziele während der Rehabilitation kann auch die Teilnahme an den Invictus Games darstellen. Die Spiele belegen die Kraft des Sports, der Menschen neuen Lebensmut verleiht und sie wieder nach vorne blicken lässt. Sport bringt die Invictus Community in Düsseldorf zusammen. Er lässt sie neue Erfahrungen machen, schafft Zusammenhalt und vermittelt über den kameradschaftlichen Wettkampf neue Ziele und neue Motivation.

Die Bundeswehr akquiriert ihre Wettkämpferinnen und Wettkämpfer für die Invictus Games traditionell aus der Gruppe Sporttherapie an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf: Einige Mitglieder, die im Rehabilitationsprozess weit vorangeschritten sind, bekommen eine Einladung zu den Spielen. Das Besondere daran: Wie auch im Zentrum für Sportmedizin spielt es dabei keine Rolle, ob die erlittenen Beeinträchtigungen im Einsatz, im Dienst oder privat verursacht wurden – getreu dem Leitgedanken „verwundet, verletzt, erkrankt“ bezogen auf die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer der Invictus Games. Für sie sind die Invictus Games ein weiterer bedeutender Schritt auf ihrem individuellen Weg der Rehabilitation.