© Getty Images / Invictus Games Düsseldorf 2023
Mit Dackel Daisy
unter die Hantel

Die Britin Martha Prinsloo hat einen ganz besonderen Glücksbringer.

Beim Bankdrücken der INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing wird rohes Eisen bewegt. Auch vom vermeintlich schwachen Geschlecht. Schwach? Von wegen! Die Leistungen und die Wettkampfgemeinschaft in der MERKUR SPIEL-ARENA begeistern.

Nur die Bühne ist erleuchtet, aus den Boxen dröhnen die Bässe von “I’ve got the power”. Der Hit von Snap passt zum Power Lifting, Bankdrücken, einem der ersten Wettbewerbe bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing. Eher ungewöhnlich aber, dass ein Dackel ganz dicht mit dabei ist.

Denn als Martha Prinsloo mit ihrem Rollstuhl Richtung Hantelbank fährt, sitzt Daisy auf ihrem Schoß. Kein Meter ohne Hund. Kurz vor der Übung übernimmt die Trainerin den Dackel. Martha liegt auf der Bank, festgeschnallt, fixiert das Einstiegsgewicht – 50 Kilo. Sie bringt die Hantel anscheinend mühelos zur Hochstrecke.

Die frühere Sanitäterin aus den East Midlands in Großbritannien ist eine von zwei Teilnehmerinnen im Rollstuhl im Zwölfer-Feld in der MERKUR SPIEL-ARENA. Drei Versuche hat jede Starterin. Das Einstiegsgewicht ist frei zu wählen. Die endgültige Platzierung ergibt sich dann aus dem Bezug von bewerkstelligtem Gewicht, dem Körpergewicht und der Art der Beeinträchtigung.

Kurz nach Prinsloo kommt Landsfrau Kenetha Franklyn auf die Bühne, ebenfalls im Rollstuhl. Der ist mit zwei Flaggen geschmückt ist, der Union Jack ziert ihre Strümpfe. Den linken Daumen hat sie hoch gereckt, es kommen laute Anfeuerungsrufe aus dem Publikum. Die werden noch euphorischer, als Yuliia Paievska zum ersten Versuch ins Scheinwerferlicht tritt, die ukrainische Sanitäterin, “Taira”, die Hunderte verwundete Menschen rettete und in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Sie schafft 25, später 30 Kilo und wird im Aufwärmraum begeistert gefeiert.

“Es ist ein unglaubliches Gefühl, diesen Wettkampf zu bestreiten mit Menschen aus aller Welt, die ich ja schon seit einiger Zeit aus der Ferne kenne”, sagt Martha Prinsloo. Über Facebook sind die Teilnehmerinnen schon seit langem verbunden, nun trifft man sich in Düsseldorf persönlich. Da gerät es zur Nebensache, wer denn nun das größte Gewicht stemmt.

Martha genießt den Wettbewerb, überdies half ihr der Sport, wieder offener zu werden, Gesellschaft zu suchen. “Ich hatte mich für einige Zeit in meinem Haus verkrochen. Mittlerweile habe ich keine Probleme mehr, unter Menschen zu sein. Ich bin natürlich regelmäßig im Gym oder im Schwimmbad, das ging vorher zeitweise nicht mehr”, erzählt die frühere Sanitäterin, die ihren Dienst unter anderem im westfälischen Münster absolvierte.

© Getty Images / Invictus Games Düsseldorf 2023

© Getty Images / Invictus Games Düsseldorf 2023

Den Wettbewerb in Düsseldorf genießt die Britin wegen “dieser wahnsinnigen Energie, das ist fast ekstatisch, ein unglaubliches Erlebnis”. Eine ähnliche Atmosphäre wird sie am Mittwoch erleben, beim Schwimmen. Zudem hat sie für das Bogenschießen gemeldet.

Unterdessen ist draußen die Entscheidung in der Klasse IP3-IP5 gefallen. Erin Brigden aus Australien hat 82 Kilo hochgedrückt. Martha Prinsloo ist ebenfalls äußerst zufrieden. Bisher lag ihre persönliche Bestleistung bei 52,5 Kilo. Bei den Invictus Games meisterte sie 56 Kilo. Das bringt sie auf Platz fünf. Eine neue Bestmarke, die gefeiert werden muss. Mit hochgereckten Armen – und Dackel Daisy auf dem Schoß.

Autor: Oliver Bitter