
Sprinten mit Carbon im Fuß ist Paralympicssieger Felix Streng gewohnt.
Sportler inspirieren uns. Invictus-Wettkämpferinnen und Wettkämpfer aber berühren uns. Felix Streng ist offizieller Botschafter der INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing und kann sich mühelos in beide Welten hineinversetzen.
Ich schaffe es mal wieder. Zum Interview des Tages, mit einem der Botschafter der Spiele komme ich zu spät. Und dann lächelt der mich an und sagt: „Schade, jetzt müssen wir uns doch ein bisschen sputen. Also los!”
Ruhig und freundlich reagiert Felix Streng auf meinen Faux Pas. Mit seinen 28 Jahren sieht er aus wie ein smarter, durchtrainierter Start-Up-Unternehmer. Aber er ist nicht betont cool oder überheblich, vielmehr gelassen, achtsam und glasklar. Sofort ist er zu hundert Prozent in unserem Gespräch, während meine eigene Achtsamkeit noch hinterherhinkt.
Ursprünglich wollte ich mit Felix über Lampenfieber, Ambition und Goldmedaillen sprechen, vielleicht auch über Sprinten mit Carbon im Fuß. Doch Felix klopft kurz auf seine Prothese, erledigt, und setzt ab jetzt die Themen und übernimmt elegant die Gesprächsführung: „Weißt Du, dass wir Paraolympioniken eine eigene Sprache haben? Wir alle hier stehen in miteinander in Verbindung. Wir erkennen den anderen und teilen Gefühle und sogar Gedanken. Das der einzigartige Geist, den du hier überall spürst.”

Tatsächlich sendet der Geist von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderungen eine starke Botschaft an die ganze Welt und Felix will das Sprachrohr sein. Er ist es schon und macht gleich weiter: „Ich habe es wohl irgendwann durch andere Kinder erfahren, dass ein fehlender rechter Fuß etwas Besonderes ist. Meine Eltern haben mir das nie gesagt oder gezeigt. Ich könnte sie aber mal fragen, warum. Mir ist wichtig, dass sie denken und fühlen: Der geht seinen Weg und er weiß, dass wir da sind.” Er erzählt das liebevoll und so unaufgeregt, als spräche er über eine kleine Schramme am Knie, irgendwann im Kindergarten.
Jetzt aber wird Felix leidenschaftlich und reißt mich mit. Wir kommen zu den Grenzen, die ihn herausfordern. Allein das Wort hat bekommt Gewicht, wenn er ausspricht. Grenzen reizen ihn, stacheln ihn an und bringen seine Augen jetzt zum Blitzen: „Ich will da drüber, ich kann das und dann gehe ich darüber. Bis zur nächsthöheren, dann geht es genauso weiter (Anmerkung: er hält kurz inne). Was ich aber verabscheue, sind die Grenzen, die uns andere einreden wollen.“ Hätten wir einen Tisch, würde er wohl draufhauen.
Botschaft angekommen? Gut, dann wird der Sprinter ganz ruhig und wirkt plötzlich fast schüchtern – und nicht mehr wie einer mit zwölf Goldmedaillen zu Hause. Die letzte große Frage schleicht sich an, die nach der nächsten persönlichen Grenze. In seinem Sport fehlt ihm ja nur noch die ultimative Bestmarke. Zum ersten Mal blickt er weg, schweigt, dann lächelt er rüber. In der Stille spricht die Invictus-Sprache zum ersten Mal auch zu mir: Wir sehen uns in Paris.
„Sorry, hast du alles?“, fragt Felix und sieht zum ersten Mal auf die Uhr. Dann springt er auf, auf die Sekunde genau zum nächsten Termin mit einem Fernsehteam. Ich hechte hinterher, um ihm zu danken. Passt schon, aber er möchte gerne noch ein paar Antworten von mir. Wir brauchen also bald noch ein Gespräch.
Autor: Emil Salzeder
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