
Das Warten hat ein Ende: Die Invictus Games Den Haag 2020 wurden offiziell eröffnet. Nachdem die Spiele aufgrund der Corona-Pandemie bereits zwei Mal verschoben werden mussten, fiel am Samstagabend mit der Multimediashow aus Musik, Tanz und emotionalen Reden der Startschuss für das mehrtätige, internationale Sportereignis.
Fast 5000 Zuschauerinnen und Zuschauer feierten bei der Eröffnungsfeier den Einmarsch der Sportlerinnen und Sportler aus 17 Nationen: Kanada, Dänemark, Rumänien, Ukraine, Südkorea, Australien, Irak, Polen, Vereinigtes Königreich, Georgien, Deutschland, Vereinigte Staaten, Frankreich, Italien, Estland, Niederlande und, erstmals mit dabei, Belgien. Gänsehautmomente gab es an diesem Abend viele. Einer davon war der Einmarsch des ukrainischen Teams, der angesichts des andauernden Kriegs in der Heimat der Soldatinnen und Soldaten von überwältigendem, nicht enden wollendem Applaus und Standing Ovations begleitet wurde.

Lebensgeschichten prägen die Eröffnungszeremonie
Für Gänsehautmomente sorgten aber auch die persönlichen Lebensgeschichten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihrer Angehörigen, die im Mittelpunkt der emotionalen Eröffnungsfeier standen. Die zwölfjährige Zoey, Tochter der niederländischen Teilnehmerin Joyce van den Waardenburg, trug das Gedicht „Invictus“ von William Ernest Henley vor und bewegte das Publikum mit seinen Zeilen „I am the master of my fate, I am the captain of my soul / Ich bin der Meister meines Los’. Ich bin der Käpt’n meiner Seel“ zutiefst.
„Dieser Moment war sehr bewegend, zumal Zoeys Mutter direkt vor mir saß“, berichtet Vocko, Teamcaptain von Team Germany. „In solchen Momenten erleben wir das Gemeinschaftsgefühl, das die Invictus Community so besonders macht: Wir Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen uns ja eigentlich kaum – und doch umarmen wir uns, geben uns Kraft und trösten uns gegenseitig.“
Auch an alle Soldatinnen und Soldaten, die nicht aus Einsätzen zurückgekommen sind, wurde erinnert: Einem Gespräch zwischen dem versehrten Hans Ploegmakers und der Angehörigen Renee Krist über den Verlust geliebter Menschen folgte eine Schweigeminute. Ein gelber, leerer Stuhl in jeder Sitzreihe der verschiedenen Sportstätten erinnert während der Spiele an sie.

Menschlichkeit, Mitgefühl und Freundschaft
Die Geschichten und Lebenswege der Sportlerinnen und Sportler sowie ihrer Family & Friends prägten auch die Reden des niederländischen Premierministers Mark Rutte, Invictus-Gründer und Patron der Invictus Foundation Prinz Harry, Duke of Sussex, und seiner Frau Meghan, Dutchess of Sussex. „Als Gemeinschaft habt ihr unglaubliche Herausforderungen überwunden. Ihr zeigt uns, dass man mit Mut alles schaffen kann“, würdigt der Duke of Sussex die Leistung der Sportlerinnen und Sportler. „Eure Geschichten geben anderen Kraft, an sich zu glauben. Eure Taten zeigen, dass Unmögliches möglich ist. Heute seid ihr die beste Version von euch selbst: Die Version von euch, die ihr und eure Angehörigen vermisst habt. Willkommen zurück!“ Der Patron bezog in seiner Ansprache auch klar Stellung zum Krieg in der Ukraine. Er richtete das Wort direkt an die ukrainischen Athletinnen und Athleten und betonte, dass die teilnehmenden Nationen geschlossen hinter der Ukraine stehen.
Die Kraft des Sports
Etwa 500 aktive und ehemalige Soldatinnen und Soldaten, die durch Verletzungen im Einsatz und Dienst Beeinträchtigungen an Körper und Seele erlitten haben, messen sich fast eine Woche lang in neun verschiedenen Disziplinen. Doch sie gehen mit der Teilnahme an den Invictus Games auch einen weiteren Schritt auf ihrem ganz eigenen Weg der Rehabilitation: Bei den Spielen schöpfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den Sport Kraft – und feiern die Gemeinschaft. Begleitet werden sie auch in Den Haag von ihren Family & Friends sowie zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern.