A HOME FOR RESPECT IN BERLIN

WIR WAREN DABEI! – Das Projektteam der Invictus Games 2023 hat den Marsch zum Gedenken begleitet.

Teil von etwas ganz besonderem

Schmerzende Füße, müde und flau im Magen; doch trotzdem stolz und unglaublich glücklich ein Teil davon zu sein. Ich bin Fähnrich Inga S. und ich marschiere für den Hauptgefreiten Ronny Irrgang. Hauptgefreiter Ronny Irrgang war Militärkraftfahrer im 1. Einsatzkontingent KFOR im Jahre 2000. Er stürzte mit seinem LKW mit Anhänger in eine 70m tiefe Schlucht und kam dabei ums Leben. Seinen Namen habe ich während des Marsches auf der Brust getragen. Jeden einzelnen Kilometer bin ich für ihn marschiert.

Es ist egal ob die Beine weh tun oder sich Blasen unter den Füßen bilden – niemand gibt hier auf, auch ich nicht. Für Ronny und die anderen Kamerad:innen. Jeder läuft weiter, bis zum Ziel. Den Kopf schaltet man einfach aus, der Schmerz wird ignoriert. Gemeinsam mit Ronny wollte ich ins Ziel marschieren. Eine riesige Stütze dabei waren die spürbar gelebte Kameradschaft, die Emotionen, die Kulisse, die Organisation. All diese Faktoren haben mich angetrieben. Nach knapp 25km fand am Deutschen Bundestag ein Zusammentreffen mit den Angehörigen der Hinterbliebenen statt. Das Gefühl, welches einen überkommt, als die Angehörigen den Namen des Verstorbenen auf der Uniform lesen und trauern ist unbeschreiblich. Es ist eine Mischung aus Respekt, Trauer, Wut aber auch Freude. Freude, da ich Ronny weiterhin zu einem Teil unserer Mitte mache. Ich habe versucht stark zu sein, stark für die Familien und Angehörigen, stark für die anderen Kamerad:innen, doch gegen die Tränen hatte ich keine Chance. Wir haben die Angehörigen in unsere Marschgruppe aufgenommen und sind die restlichen Kilometer bis zum Bundesministerium der Verteidigung gemeinsam marschiert. Wir zeigen, dass niemand vergessen ist. Niemand.

Der Marsch wurde mit der Kranzniederlegung und Zeit zum Gedenken beendet. Ein sehr emotionaler Abschluss, bei dem jeder für sich persönlich seine Gedanken sortiert und Abschied nehmen kann. Ich habe das erste mal beim Marsch zum Gedenken teilgenommen und bin die letzte Etappe mit 27km durch Berlin mitmarschiert. Mein Ziel ist im nächsten Jahr den ganzen Marsch zu begleiten, denn diese Erfahrung, dieses Erlebnis und diese Erinnerung kann mir keiner mehr nehmen.

Marsch zum Gedenken

Der Marsch zum Gedenken wurde im Jahr 2018 durch die Reservistenarbeitsgemeinschaft Military Brotherhood Germany ins Leben gerufen. Er findet einmal im Jahr in Berlin statt und soll das Gedenken an den Verlust unserer Kamerad:innen sichtbar machen. In diesem Jahr marschierten 135 Männer und Frauen, 119 Kilometer in vier Tagen. Einen Kilometer für jeden der 116 Gefallenen und 3000 Meter für die weiteren mehr als 3300 im Dienst verstorbenen Kamerad:innen. Die Marschstrecke startete am Truppenübungsplatz in Lehnin und führte über den Wald der Erinnerung zum Bendlerblock in Berlin. Der Marsch endete mit der Kranzniederlegung durch Angehörige des Wachbataillons am Bundesministerium der Verteidigung.