
Der Umstieg vom Rollstuhl auf das knallrote Handbike gelingt mühelos. Lealand Muller rollt los, macht ein paar Lenkbewegungen, Daumen hoch. Rechtzeitig zu seinem ersten Training auf der Strecke ist der Rad-Parcours etwas nördlich der MERKUR SPIEL-ARENA abgetrocknet.
Auch in den Kurven dürften sich bei den Wettbewerben am Freitag, beim Zeitfahren am Vormittag und später beim Kriterium, keine gefährlichen Situationen für die Starter ergeben. Obwohl, “etwas tricky” sei es schon, findet der Kanadier, “diese Handbikes sind sehr unbeweglich. Manchmal denkst du: „Die haben ja einen Wendekreis wie ein Truck.”
Seit einem halben Jahr fährt er dieses Spezialrad. Bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing erlebt er am Freitag seinen ersten Wettkampf, das Zeitfahren über etwa 1,7 Kilometer rund um den Parkplatz an der Arena.

Zuvor hat der Ex-Soldat aus Winnipeg in Düsseldorf am Diskuswerfen teilgenommen, aber nur ungültige Würfe erlebt – und leider mit dem Rollstuhl-Basketballteam alle vier Spiele verloren. “Völlig unwichtig”, sagt Muller lächelnd, “ich genieße die Zeit hier trotzdem sehr. Das Erlebnis mit anderen Sportlern aus aller Welt, das ist unglaublich.”
Logisch, dass der Mann mit den – wie der Name vermuten lässt – deutschen Wurzeln schon jede Menge Pins getauscht hat, auch am Rande der Radstrecke kommt man schnell mit Sportlern anderen Länder in Kontakt. Für Muller ist es nicht die erste Reise nach Übersee. Die Familie seines Vaters stammt aus Deutschland, er war schon in München und auch in anderen Teilen von Bayern.
Daheim in Winnipeg trainiert er meist drei Mal in der Woche auf dem Bike, mal eine, mal zwei Stunden, je nach Lust und Laune – und Wetter. Dann geht es natürlich erstmal raus aufs Land, “mit einem Handbike”, erzählt der Kanadier, “ist es in der Stadt schwer und ziemlich gefährlich, weil dich die Autofahrer gerne mal übersehen. Außerdem ist das Rad eben nicht sehr wendig.”
Und nicht so einfach zu transportieren, sondern etwas sperrig, wie sich überhaupt die ganze Logistik bei einer Anreise von Übersee natürlich etwas kompliziert gestaltet. Sechs Teilnehmer aus Kanada nehmen an den Radwettbewerben teil. Es galt, etliche Rollstühle im Flieger von Air Canada von der Hauptstadt Ottawa, wo sich das 31-köpfige Team Canada traf, nach Frankfurt zu verstauen. Dazu natürlich weiteres Equipment wie etwa die Kästen mit den Sportbögen zum Bogenschießen oder Werkzeug für Räder und Rollstühle. Von Frankfurt ging es mit drei Bussen weiter in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Sonntag beginnt die Rückreise.
Vorher will Lealand Muller noch ein ordentliches Zeitfahren erleben und erfolgreicher abschneiden als bei bislang bei den Invictus Games. Am Material soll es nicht scheitern, da legt der frühere Mechaniker gerne selbst Hand an. Beim kanadischen Militär war er jahrelang unter anderem verantwortlich für alles, was mit Ketten zu tun hat: “von der Kettensäge bis zum Panzer”, wie Lealand erzählt. Da stellt ihn so ein kompaktes Handbike vor keinen allzu großen Herausforderungen.
Autor: Oliver Bitter
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