Kayla Saska
Erste Eindrücke
vom Rollstuhlrugby

Spektakuläre Duelle auf Rädern: “Das wird eine große Sache”

Beim Rollstuhl-Rugby zählen Geschicklichkeit, Teamgeist und Durchsetzungsvermögen. Am Anfang konnte die zierliche Kayla Saska wenig mit dem rauen Sport anfangen, aber dann leistet ihr US-Coach Überzeugungsarbeit.

Kayla Saska

Über 30 Grad sind es draußen. In der Leichtathletikhalle absolviert das US-Team seine erste Trainingseinheit bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing nach der Ankunft in Deutschland. Die Luft ist drückend, das Programm dementsprechend eher relaxed. Zwei Fünferreihen haben die Athleten gebildet, passen, dann eine schnelle Wende mit dem Rollstuhl, hinten wieder anschließen. Vorher haben sie sich im Kreis eingestimmt mit einem lauten “USA”-Ruf, es folgen weitere Passübungen, es geht etwas ruhiger zu als bei den Australiern zuvor, bei denen in der Trainings-Session schon mal krachend die Rollstühle aneinander rasselten.

Kayla, die aus Nevada stammt, ist eine von zwei Frauen im US-Rugby-Team, vier Spieler sind jeweils auf der 28 mal 15 Meter großen Fläche. Es gilt, den Ball zwischen den beiden acht Meter auseinander stehenden Pylonen über die Linie zu tragen, rollend, ohne dass der Gegner die Möglichkeit hat, den Rollstuhl zu blockieren.

Kayla Saska

Zum ersten Mal spielt das US-Team in dieser Besetzung zusammen, zuvor hat man sich für eine Woche zum Trainingslager getroffen und ist anschließend von Washington D.C. an den Rhein geflogen. Eine kleine Besichtigung von Düsseldorf war schon drin, eine Team-Building-Maßnahme. “Schöne Stadt”, findet Kayla, das Altbier fand sie gewöhnungsbedürftig, aber lecker, der Jetlag lässt sich ertragen, mindestens vier Stunden habe sie auf dem Flug geschlafen.

Am Sonntag startet das Rugbyteam in den Wettbewerb, für den acht Nationen gemeldet haben. “Das wird eine große Sache”, vermutet Kayla, die am Anfang mit dem rauen Sport wenig anfangen konnte. Coach Troy Mcguirk hatte die Idee, dass die schlanke junge Frau beim Rugby gut aufgehoben sein könnte, “ich habe ihn erst ganz entgeistert angeschaut. Aber mittlerweile ist es ein wichtiger Teil meines Lebens, ich liebe diesen Sport.”

Seit sechseinhalb Jahren dient die 25-Jährige in der US-Navy, eine stabile Stütze schützt das verletzte linke Knie. Der Sport, sagt sie, “gibt mir eine Menge, gerade das Erlebnis im Team. Du musst wach sein im Kopf, schnell auf wechselnde Situationen reagieren, das gefällt mir.”
Und Rugby hilft ihr offenbar auch, sich besser zu konzentieren, sich Dinge zu merken, was zuvor schwer fiel. “Wenn Coach Troy etwas sagt, dann merke ich mir das. Okay, manchmal muss er es vielleicht zwei oder drei Mal erklären. Aber dann sitzt es.”

Dann setzt sie den Rollstuhl in Bewegung, schnappt sich eine Wasserflasche, zufrieden mit dem ersten Training in Deutschland. Und wenn die Wettkämpfe bei den Invictus Games erfolgreich verlaufen, dann darf es bei der Abschlussfeier am Samstag vielleicht auch mal wieder ein Bierchen sein.

Autor: Oliver Bitter