
William fährt im Rollstuhl manchmal “durch den Nebel”.
Es wirkt auf den ersten Blick verstörend, wenn sich nach den Spielen im Rollstuhlbasketball bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing einzelne aus ihrem Rolli erheben. Es steckt aber mehr dahinter. Hier ist eine Geschichte davon.
Die Szene nach dem Schlusssignal, nach drei Mal acht Minuten Rollstuhl-Basketball, ist ungewöhnlich. William Pieczarka rollt zur Seitenlinie nach der zweiten Niederlage im zweiten Gruppenspiel des Teams „Unconquered 2“ gegen Neuseeland (2:5), klatscht ab mit seinen Mitspielern, steht auf, schnappt sich seinen schwarzen Rucksack und schlendert Richtung Kabine.

Einen Rollstuhl benötigt er im Alltag nicht. Dennoch ist er einsatzberechtigt für das gemischte Team, das aus neun US-Amerikanern und drei Engländern besteht. “Das Problem”, sagt der Sportler ganz offen, “sitzt mehr in meinem Kopf.” Schwere Explosionen ganz in seiner Nähe erlebte der Marine bei Einsätzen in Afghanistan und im Irak. Seitdem sind seine Augen sehr lichtempfindlich.
Auch auf dem Spielfeld trägt er eine dunkle Brille, die die meisten Strahlen abhält. Das Problem ist nur, “die Brille beschlägt manchmal, und dann sause ich durch den Nebel.” William ergänzt grinsend: “Das soll aber keine Entschuldigung sein, wenn ich schlecht spiele.”
Das Ergebnis ist höchst nebensächlich für den vielseitigen Teilnehmer aus Springfield/Massachusetts. “So ein internationales Team, das ist doch super”, findet Will, der sich auch schon im gemischten Rugbyteam versuchte. “Da hatten wir zwei Dolmetscher, weil auch Koreaner und Ukrainer zur Mannschaft gehörten. Das war ein herrliches Durcheinander.”
Diese Verbindung durch den Sport liebt er, ist aber erst neulich auf diese Idee gekommen. “Bis vor einem Jahr habe ich einen Gym nur aus der Ferne gesehen und überhaupt keinen Sport gemacht”, erzählt der US-Athlet.
Er gehört sicher zu den auffälligsten Figuren bei den INVICTUS GAMES 23 presented by Boeing. Dunkle Brille, ein Bandana mit der US-Flagge, langer, dichter Bart: So wird er auch in den nächsten Tagen noch auf den Wettkampfstätten der MERKUR SPIEL-ARENA anzutreffen sein. “Ich probiere alles mal aus”, sagt der Ex-Marine, der am Dienstag auch beim Indoor-Rudern am Start war, dann auch noch für Schwimmen (Mittwoch), Tischtennis (Donnerstag) und Bogenschießen (Freitag) gemeldet hat.
Ganz unabhängig vom sportlichen Abschneiden genießt er das internationale Miteinander und schwärmt in höchsten Tönen. “This is heaven”, findet Will, himmlisch also findet er die Veranstaltung in Düsseldorf, “es ist ein Traum, dabei zu sein. Völlig egal, wo jemand herkommt, alle sollten aufeinander zugehen und friedlich miteinander leben. Das klappt hier super.”

Nach 22 Jahren hat er den Dienst quittiert, die Umstellung fiel ihm nicht leicht. Es sei wichtig, nicht einfach in den Tag hineinzuleben. Jeder brauche eine Mission, eine Aufgabe, eine konkrete Beschäftigung, zum Beispiel mit verschiedenen Sportarten. “Das gibt mir eine Menge, und ich habe noch lange nicht alles ausprobiert.” Wintersport würde ihn reizen, vielleicht, sagt er, gehe er das demnächst mal an.
Vorher, nach der Rückkehr nach Deutschland, wird er in der Heimat seinen Bruder wiedertreffen, den hat er jahrelang nicht gesehen. Dem wird er vom “Heaven” in Deutschland erzählen mit vielen ganz besonderen Begegnungen. Und von den tollen Sportarten bei den Invictus Games.
Autor: Oliver Bitter
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