Felix Streng ist
Botschafter der Spiele

Mein Invictus Spirit

Der paralympische Spitzensportler Felix Streng spricht über seine Motivation, die INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 als Botschafter zu unterstützen.

Felix Streng ist paralympischer Leichtathlet in den Disziplinen 100m-Sprint, 200m-Sprint, Weitsprung und 4×-100m-Staffellauf. Er hat bereits 16 Medaillen bei Paralympics, Welt- und Europameisterschaften gewonnen. Bei den Paralympics in Tokio gewann er Gold über die Königsdisziplin der 100m. Als einer von drei Botschafterinnen und Botschaftern gibt er den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2032 ein Gesicht. Hier erzählt er, warum er die Spiele unterstützt.

“Ich wurde ohne rechten Fuß und Unterschenkel geboren und kenne daher nichts anderes. Ich bekam mit zehn Monaten meine erste Prothese, das war für mich das Normalste der Welt. Für mich war und ist die Prothese ein Hilfsmittel, wie für andere Menschen ihre Brille. Ich konnte immer alles ohne Einschränkungen tun und wurde von meinen Eltern auch nicht in Watte gepackt. Ich habe mich nie als Mensch mit Behinderung gesehen, auch die Kinder und Jugendlichen um mich herum haben das nicht. Dann habe ich sehr früh, viel Sport gemacht und die Bewegung wurde ein Teil meines Lebens. Das war für mich und mein Umfeld immer normal. Ich habe Inklusion gelebt und erlebt und daher habe ich mich zunächst auch überhaupt nicht für den Behindertensport interessiert. Dann hat mir ein Lehrer den Tipp gegeben, mich für eine Facharbeit im Leistungskurs Sport mit dem paralympischen Sport zu befassen. Da habe ich dann gesehen, was die Athletinnen und Athleten leisten und war fasziniert. Für meine Recherche-Arbeit bin ich zur Para-Sportgruppe von Bayer 04 Leverkusen gefahren. Das war der Schlüsselmoment: Ich war so begeistert, dass ich mich direkt vor Ort fürs Sportinternat angemeldet habe.

Als paralympischer Sportler habe ich dann vor allem zwei Dinge gelernt: Durch das Training lernt man, Dinge, die man sich vorgenommen hat, auch umzusetzen. Wichtig ist es, immer auf ein Ziel hinzuarbeiten, ohne dabei zu verbissen zu werden. Wenn etwas nicht gleich klappt, darf man nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern muss es nochmal versuchen. Dieser Kampfgeist, und der Wille sich von seiner Beeinträchtigung nicht einschränken zu lassen ist ein Gedanke der zentral bei den Invictus Games ist. Daher üben die Spiele eine große Faszination auf mich aus.

Der Umgang mit der Behinderung hängt dabei natürlich auch von dem Erlebnis ab, das man damit verbindet. Man muss es erst verarbeiten, ehe man sich zurück ins Leben arbeiten kann. Für mich war es wichtig, dass mich meine Familie und mein Umfeld immer normal behandelt haben. Ich war als Kind immer in alles integriert und musste auch meinen Teil zu gemeinsamen Vorhaben beitragen. Dass meine Beeinträchtigung schon immer ein Teil von mir und meinem Leben war, unterscheidet mich natürlich von den Wettkämpferinnen und Wettkämpfern der Invictus Games. Aber der Spirit – oder der Invictus Spirit, sich von einem erfahrenen Schicksalsschlag nicht unterkriegen zu lassen – übt dennoch eine große Faszination auf mich auf.

Eigenständigkeit ist für mich ein sehr wichtiger Punkt für Menschen, die nach einem Trauma erst später im Leben lernen müssen, mit einer Versehrung oder Behinderung zu leben. Es ist anfänglich in Ordnung, Hilfe anzunehmen, solange man etwas selbst noch nicht schafft. Hier zählt die Unterstützung derer, die wir bei den Invictus Games als „Family & Friends“ bezeichnen und ehren. Aber man darf nicht zulassen, dauerhaft alles abgenommen zu bekommen und sich auch nicht zu viel abnehmen lassen. Alles, was man selbst schafft, ist ein Sieg. Und diese Siege stärken das Selbstbewusstsein und sind für verletzte und versehrte Menschen wichtige Meilensteine auf ihrem Weg zurück in eine neue Normalität.

Außerdem habe ich im Laufe meiner Karriere immer wieder erfahren müssen, dass es bei uns immer noch sehr viele Berührungsängste und einen verklemmten, verschämten Umgang mit versehrten und behinderten Menschen gibt. Paralympische Sportlerinnen und Sportler erleben das immer wieder. Wenn ich mir vorstelle, dass dann unsere Soldatinnen und Soldaten aus dem Einsatz wiederkommen, in dem sie ihre Gesundheit verloren haben und dann Zuhause dieselbe Zurückhaltung erleben und vielleicht komisch angeschaut werden, macht mich das traurig.

Die Invictus Games erfüllen damit für mich, eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Soldatinnen und Soldaten haben sich für die Gesellschaft eingesetzt, und sich unseren Respekt und unsere Anerkennung hart erarbeitet. Ich möchte, dass ihnen genau das zuteil wird und wünsche mir, dass die INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 dabei helfen, die Berührungsängste die das Thema Behinderung, grade mit militärischem Bezug, in manchen Menschen auslöst, abzubauen. Deswegen freue ich mich, dass ich die INVICTUS GAMES 2023 als Botschafter unterstützen darf.

Es ist gut für Deutschland, die Invictus Games 2023 in Düsseldorf auszutragen. Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer, die bei diesem einzigartigen Festival antreten, haben sehr viel für Deutschland riskiert und gegeben und sich trotz traumatischer Erfahrungen im Leben behauptet. Die Invictus Games ermöglichen der Gesellschaft, die Lebensleistung der Sportlerinnen und Sportlern sowie ihrer Bezugspersonen anzuerkennen und allen den Respekt zu erweisen, den sie verdienen.”

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