Von Kettensägen, Rudi Völler
und Dackel Daisy

Die Invictus Game erweitern Horizonte.

Nicht nur für die Teilnehmenden waren die INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing ein besonderes Erlebnis. Auch die Berichterstattenden genossen die wohltuenden Begegnungen in der Rheinmetropole. Der Rückblick eines Sport-Profi-Reporters.

Annika Hutsler Multitalent und Modell

Anika Hutsle Total Invictus Games

Auf dem Band der Kette, die am Rollstuhl hängt, ist nur noch wenig Platz für weitere Pins. Kaum ein Teilnehmer der INVICTUS GAMES 23 presented by Boeing lebt den internationalen Gedanken so intensiv wie Annika Hutsler, 27, aus Los Angeles, die ich in der Leichtathletikhalle treffe.

Die Pins hat sie getauscht mit anderen Teilnehmern aus England, Frankreich, Dänemark und etlichen anderen Ländern. Sie feiert ihren Erfolg über 100 Meter, in eine US-Fahne gehüllt, zeigt mir ganz unbefangen ihre Karbonstütze, die sie bei den Leichtathletik-Wettbewerben nutzt und erzählt von ihren weiteren sportlichen Plänen. Auf Deutsch. Das hat sie beim Skateboardfahren in Venice Beach von einem Österreicher und einem Bayern gelernt.

Das Treffen mit der sportlichen Lady aus den USA, die auch mal als Model für Tommy Hilfiger fungierte, war eine der ganz besonderen Begegnungen in Düsseldorf. Es waren Gespräche, die so ganz anders sind als der Umgang mit den Profi-Fußballern aus Mönchengladbach und Dortmund, Bochum oder Leverkusen, die ich als Reporter für das kicker-Sportmagazin sonst im beruflichen Alltag erlebe.

Es ist diese Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Treffen mit anderen Soldatinnen und Soldaten, die im Dienst für ihr Land an Körper oder Seele verwundet wurden, es ist dieses Miteinander, meist mit einem Lächeln auf den Lippen, das diese Woche auch für die Beobachtenden zum besonderen Erlebnis macht.

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Wenn die Probleme im Kopf sitzen

Rollstuhlbasketball - William Pieczarka

Beim Rugby etwa krachen zwei Rollstühle in voller Fahrt gegeneinander, die beiden Gegner schauen erst verdutzt, dann klatschten sie sich ab und rollen lächelnd auseinander. Für acht Tage war die MERKUR SPIEL-ARENA “A Home for Respect”.

Und es waren stets beeindruckende Begegnungen am Rande der Veranstaltungen, die den Blick schärfen auf tapfere Wettkämpferinnen und Wettkämpfer, die wir am Rande der Trainings-Einheit trafen, nach der Siegerehrung, oder auch mal in den Katakomben der Arena. So wie Lealand Muller, der mir sein knallrotes Handrad vorführte und erzählte, er sei beim kanadischen Militär für alles verantwortlich gewesen, was mit Ketten zu tun habe, “von der Kettensäge bis zum Panzer”.

Ziemlich überrascht war ich am Rande eines Basketballspieles, als sich William Pieczarka plötzlich von seinem Rollstuhl erhob und sich zum Interview neben mich auf eine Bank setzte. Körperlich sei alles okay, sagte der Ex-Marine aus Massachussets, der im Einsatz im Irak und in Afghanistan verwundet wurde. “Das Problem sitzt bei mir im Kopf”.

Drum trage er beim Sport meist eine Sonnenbrille, die halt manchmal bei Anstrengung beschlägt und den Blick vernebelt. Auch von ihm hörte ich das, was viele Teilnehmer betonen: Wie sehr der Sport hilft, den Tagen Struktur und Sinn zu geben, wie er das Gemeinschaftserlebnis genießt. “This is heaven”, himmlisch seien die Games. Demnächst will er es mal mit Wintersport versuchen.

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Ein cooler Robin Hood aus Sardinien

Ein bisschen zögernd war zunächst nur Sandro Lecca, den ich nach seinem Bogenschießen um ein Gespräch bat. Später aber taute der Ex-Soldat aus Cagliari auf. Wir sprachen – diesmal mit Hilfe einer Dolmetscherin – über Ruud Gullit und Rudi Völler, natürlich Fußball, Calcio, immer ein Thema.

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Mit Dackel Daisy unter die Hantel

© Getty Images / Invictus Games Düsseldorf 2023

Die Engländerin Martha Prinsloo fiel mir auf, weil sie mit Dackel Daisy auf dem Schoß zur Hantelbank beim Bankdrücken rollte. Dort schaute der Ur-Bayer Helmuth Platzer als Kampfrichter genau hin, einer der vielen Helfer und Referees der Veranstaltung.

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Ein Bayer kontrolliert die Eisen

Er reist durch die Welt als Kampfrichter, mal nach Argentinien oder Südafrika, demnächst nach Austin/Texas. Er erklärte mir die Feinheiten der Regeln im Wettkampf. Wir verkniffen uns in unserer Blog-Geschichte den ziemlich flachen Gag, daß Helmuth mit 72 offensichtlich noch nicht zum alten Eisen zählt.

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Sehr offen waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sehr erfrischend, schön für den Reporter, dass es mal nicht um Innenverteidiger und Gegenpressing, Doppel-Sechs und Videobeweise ging. Sondern stets um ein tolles Miteinander über Ländergrenzen hinweg, um neue Bekanntschaften, eine rundum gelungene Veranstaltung. “Heaven” eben nicht nur für die Teilnehmenden.

Gewinnerinnen und Gewinner waren in Düsseldorf alle. Die über 500 Starter aus 21 Nationen, ganz unabhängig von ihrer sportlichen Leistung. Das Publikum, die für prächtige Stimmung sorgten. Und nicht zuletzt die Reporterinnen und Reporter, die mal ganz andere Gespräche und Gesprächspartner erleben durften. Klar, es ging auch um Sport. Aber der ist bei den Invictus Games Therapie und nicht Broterwerb.

Autor: Oliver Bitter