
„We are invictus and we are right here“, flüstert Jooeun Lee mit einem schelmischen Grinsen. Das will Jooeun Lee der Welt sagen und zeigen. Schon zwei Medallien hat der Südkoreaner bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing gewonnen. Bronze im Indoor Rudern IR5 im Ein-Minuten-Sprint und über die Vier-Minuten-Distanz der IR5 sogar Silber.

Der 30-Jährige könnte bereits jetzt zurecht voller Stolz auf das blicken, was er erreicht hat. Doch Lee wirkt eher in sich gekehrt und tritt voll bescheidener Zurückhaltung auf. Das hat einen Grund. In Südkorea gilt allgemeine Wehrpflicht für Männer. Wer diesen verweigert, dem drohte bis 2020 sogar eine Haftstrafe. Zudem sucht man ein soziales Netz vergebens, dass die Menschen auffängt, die während der Ausübung des Pflichtdienstes verletzt worden sind. Dabei sind körperliche und seelische Verletzungen wie beispielsweise PTBS oder der Verlust von Gliedmaßen keine Seltenheit. Angebote zur Rehabilitation aber eher eine Rarität.
„In Düsseldorf“, sagt Lee, „war es das erste Mal, dass ich auf Menschen getroffen bin, die die gleichen Gedanken und Erfahrungen gemacht haben wie ich“. Im Gegensatz zu seinem routinierten Teamkollegen Seung Min Choe, der mit seinen 49 Jahren vor den Invictus Games in fünf unterschiedlichen Trainingscamps war und Gold im Indoor Rudern IR2 gewann, lernte der junge Jooeun Lee sein Team erst kurz vor der Eröffnungsfeier kennen.
„Über Beeinträchtigungen wird nicht gesprochen. Auch auf der Straße trifft man niemanden an, der offenbar eine körperliche oder seelische Beeinträchtigung hat“, ergänzt der koreanische Übersetzer. Jooeun Lee ist neben den Invictus Games in seiner Heimat als Berater tätig. Er will dort beim Aufbau besserer Strukturen für Menschen mit Beeinträchtigungen helfen.

Und er wird gebraucht. Sichtlich berührt erzählt er von einer Begegnung mit der Mutter eines Jungens mit Beeinträchtigung. Sie kam auf ihn zu und bedankte sich herzergreifend für sein Engagement. Das sei noch heute der „stolzesten Moment meines Lebens“. Die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen, Möglichkeiten der nachhaltigen Rehabilitation verwundeter Veteranen zu fördern, ja vielleicht sogar, die Invictus Games 2029 nach Südkorea zu holen – das ist den Teilnehmenden des südkoreanischen Teams eine wahre Herzensangelegenheit.
„A Home for Respekt!“ Der Slogan der Invictus Games 2023 in Düsseldorf ist für Seung Min Choe nicht bloß ein Spruch. Für ihn ist es eine Vision, welche er sich in naher Zukunft auch für sein Heimatland wünscht. Sie positionieren sich als Vorreiter und Vorbilder für viele Menschen.
Familie, Anerkennung und Verständnis findet der junge Jooeun Lee in seinem Team und bei den Wettkämpferinnen und Wettkämpfern. „Meine Familie ist die Invictus Familie“, als Jooeun Lee das ausspricht, klopft der ältere Seung Min Choe ihm lachend und zustimmend auf die Schulter. Ein Bild von Vater und Sohn.
Autorin: Ann-Christin Mack
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