"Wir werden
den Krieg gewinnen"

Applaus und Schweigeminute auf der Pressekonferenz der Ukraine.

Wohl selten sind offizielle Auftritte so emotional wie die der Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine bei den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing.

Pressekonferenzen sind gewöhnlich eher nüchtern. Diese Pressekonferenz war alles andere als gewöhnlich. Gleich zu Beginn brandet Applaus im Pressezentrum auf. Noch vor den ersten Worten ernteten die ukrainische Ministerin für Veteranen, Yulia Laputina und die ukrainischen Teilnehmenden Yuliia „Taira“ Paevka, Julia Shevchuk und Nazar Vozniuk die Ovationen.

Laputina erklärte zunächst, dass sie sich geehrt fühle, dass ihr Land an den INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 teilnehmen darf. „Allerdings fällt es uns schwer, hier zu sein, während unsere Söhne, Töchter, Väter und Brüder an der Front stehen und die Freiheit des Landes verteidigen“, sagte sie.

Sichtlich bewegt und mit den Tränen kämpfend führte die Ministerin aus, wie dankbar sie für die Unterstützung nicht nur der europäischen Länder sei. Diese Unterstützung sei jederzeit bei den Invictus Games und insbesondere beim Einmarsch der Nationen der Opening Ceremony spürbar gewesen.

Yulia Laputina zeigte sich zuversichtlich, dass die Ukraine den Sieg „nicht nur militärisch, sondern auch mental“ erringen kann. Auch dafür steht der Name Invictus. Am Schluss ihrer Ausführungen bat sie um eine Schweigeminute für die gefallenen Soldaten, auch unüblich für eine Pressekonferenz.

Yuliia Paevska, Kampfname Taira, ukrainische Sanitätssoldatin war drei Monate in russischer Kriegsgefangenschaft. Sie wurde dort gefoltert. Deshalb ihr Appell: „Terror und Kriegsverbrechen finden auch hier statt.“ Trotz ihrer enormen Beschwerden, die sie davongetragen hat, ist sie ungebrochen. Ihr Schicksal zeigt die Netflix Dokumentation „Invictus Games: Im Herzen unbezwingbar“.

Der Geist der Invictus Games ist für sie Hoffnung, Stärke und Vertrauen. „Er bringt die Nationen zusammen“, sagt sie. Die freundliche Begegnung mit Prinz Harry, Duke of Sussex, hat sie sehr beeindruckt. „Er ist für mich ein Kampfgefährte“, betonte Taira und schloss mit dem Bekenntnis: „Ich werde weiterkämpfen.“

Nazar Vozniuk war vor dem Krieg Rechtsanwalt. Mit Beginn des Krieges meldete er sich als Soldat. Er ist überwältigt von der Welle der Sympathie und Solidarität. Überall sieht er ukrainische Fahnen auf den Straßen, in den Fenstern, in Straßenbahnen und auch hier in der MERKUR SPIEL-ARENA.

„Diese Unterstützung ist wundervoll, und ich bin voller Hoffnung, dass wir den Sieg erringen werden“, sagt Nazar Vozniuk. Die Invictus Games helfen ihm dabei, an dieser Hoffnung festzuhalten und Zuversicht auf ein normales Leben nach dem Krieg zu gewinnen: „Die Invictus Games machen uns stärker.“

Julia Shevchuk wollte vor dem Krieg Wissenschaftlerin werden. Dann meldete sie sich zum Sanitätsdienst. Auch sie ist eine glühende Verfechterin des unbezwingbaren Geistes der Invictus Games. „Nichts hält uns auf, wir sind nicht zu stoppen“, erklärte Julia Shevchuk. Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer helfen einander wie in einer große Familie. „Mauern reißen wir ein, Barrieren verleihen uns Flügel. Das ist der Spirit, mit dem wir den Sieg davontragen werden, und das ist auch Invictus Games,“ sagte Julia Shevchuk. Sie ist sich sicher: „Wir werden den Krieg gewinnen, um dann ein friedliches Leben zu führen.“

Autor: Sönke Willms-Heyng